Sämtliche Epochen unserer Zeit hatten ihre Herausforderungen. Heute ist eine davon die Digitalisierung. Entstanden sind komplett neue Geschäftsmodelle, (Programmier-)Sprachen und vieles mehr. Verschlafen kann man die Digitalisierung unmöglich, denn sie ist omnipräsent. Ignorieren sollte man sie unter keinen Umständen! Falls doch, gibt es entweder das Unternehmen in der Form nicht mehr oder die Tragödie ist im vollen Gang.
Sind «Digital Champions» die Lösung? Wirtschaftswissenschaftler Dr. Jörn Lengsfeld beschreibt damit Personen (aber auch Organisationen), welche die Digitalisierung resp. die Digitale Transformation besonders erfolgreich bestreiten und damit überdurchschnittlich positive Entwicklung erzielen. Diese Entwicklungen zeigen sich, indem die Nutzung neuer Technologien sowie die Wettbewerbsfähigkeit gesteigert, wie auch das Unternehmertum und der Mut zu Innovationen gefördert werden.
Behörden im englischsprachigen Raum haben Förderprogramme entworfen, die der Gemeinschaft Unterstützung bei der Entwicklung der grundlegenden digitalen Fähigkeiten bietet. Dafür werden «Digital Champions» eingesetzt. Sie helfen Menschen, ihre Skills sowie Selbstvertrauen im Umgang mit digitalen Technologien zu entwickeln. Dieses «Programm» lässt sich auf simple Weise auf Unternehmen adaptieren.
Keine Sorge, denn die Digital Champions werden nicht immer so genannt. Oftmals ist es einfach «die eine Person», die sich in einem gewissen Gebiet auskennt und den Arbeitskolleg:innen hilft. Mag man es hingegen formell, ist folgende Kategorisierung möglich:
Sie kümmern sich ums Strategische. Als Digital Leader wissen sie, wie wichtig die digitale Integration resp. Transformation fürs Geschäft ist. Wenn ein dauerhafter systematischer Wandel im Unternehmen vollzogen werden soll, kennen sie den Weg. Genau das macht sie unverzichtbar.
Sie sind die treibende Kraft im Unternehmen. Die Leaders haben die Professionals sorgfältig ausgewählt, damit sie ihre Arbeitskolleg:innen inspirieren und schulen können.
Diese Champions arbeiten in einer bestimmten Funktion wie z. B. HR, Marketing, Verkauf, Produktion etc. und haben ihr Engagement als Digital Champion in ihre jeweilige Position integriert. Ohne dass es explizit in ihrer Stellenbezeichnung steht, sind sie Champions, weil sie Kolleg:innen regelmässig unter die Arme greifen.
Wenn es Themen rund um die Digitalisierung oder Tools gibt, die ein intensiveres Training erfordern, so sind ehrenamtliche Champions zur Stelle. Sie nehmen sich auch unbezahlt Zeit und unterstützen Menschen oder Organisationen wo immer nötig.
Digital Champions prägt ihr hoher Grad an Hilfs- und Lernbereitschaft. Als aktive Zuhörer verschaffen sie sich Vertrauen und sind somit in der Lage, Menschen um sich herum zu motivieren. Sie sind sich bewusst, dass nicht alle die gleichen Bedürfnisse haben. So können sie sich rasch den Gegebenheiten anpassen. Ihr Wissen bauen sie kontinuierlich aus und teilen es weiter. Ihr Tempo passen sie an, sodass niemand auf der Strecke bleibt und zugleich unterfordert ist.
Die Digital Champions sind sowohl strategisch als auch operativ einsetzbar. Ihr Wirkungskreis hängt allerdings stark vom digitalen Reifegrad einer Organisation ab. Zur Veranschaulichung von möglichen Tätigkeiten, habe ich die sechs Stufen der digitalen Transformation von Altimeter zur Hilfe genommen.
Das Unternehmen ist eher traditionell unterwegs und sieht auch keinen Grund für Veränderungen. Von digitaler Transformation fehlt daher jegliche Spur. Somit ist der Wirkungsgrad eines Digital Champions minim.
Erste Impulse eines Digital Champions tragen Früchte. Vieles steckt noch in den Kinderschuhen, doch mit den ersten Experimenten kann die digitale Kompetenz vorangetrieben werden. Intern entsteht der Wunsch nach weiteren Prozessoptimierungen.
Die Initiativen und Experimente haben sich fest etabliert. Die vorhandenen Ressourcen erreichen ihr Maximum. Die Digital Champions begeben sich nun auf die Suche nach neuen Lösungen und Technologien.
Zukünftige Initiativen werden nicht mehr impulsartig aufgegriffen. Von jetzt an wird der erarbeiteten Roadmap gefolgt und die nötigen Investitionen dafür bereitgestellt. Die Champions sind nicht mehr Feuerlöscher, sondern folgen einer klaren Strategie.
Für die Umsetzung der Strategie formieren sich die Digital Champions zu einer Task Force (Projektteam) und setzen gemeinsam den Plan in die Realität um.
Wer jetzt denkt, dass die digitale Transformation erreicht ist, der hat sich getäuscht. Denn die Digitalisierung lässt das nicht zu! Das Unternehmen ist aber bestens aufgestellt für zukünftige Wandel, da dies ein konstanter Bestandteil des Geschäftsmodells geworden ist. Für die Digital Champions bedeutet dies nun, die aktuellen Trends und Technologien aufmerksam zu verfolgen sowie Innovationen und Optimierungen in der eigenen Organisation voranzutreiben.
Wen ich bis hierhin noch nicht überzeugen konnte die Digitalisierung im Unternehmen voranzutreiben, dem könnten womöglich folgende Resultate gefallen.
In einem Bericht des Wirtschaftsprüfungsunternehmen Deloitte von 2020 wurde ersichtlich, dass die Vorteile des digitalen Reifegrads enormen Einfluss auf das Umsatzwachstum haben. Demnach konnten Unternehmen mit einem tieferen Reifegrad ihren Umsatz um 15 % steigern. Unternehmen aus dem Mittelfeld gar um 31 %. Doch bei Unternehmen, welche in der Digitalisierung weit fortgeschritten sind und einen hohen Reifegrad aufweisen, zeigen sich die Vorteile am eindeutigsten. Ihr Umsatz stieg um satte 45 % zum Vorjahr!
McKinsey, eine der führenden Unternehmensberatungsgesellschaften, weisst ebenfalls auf beachtliche Zahlen hin. So erzielten Industrieunternehmen, welche sich frühzeitig in den Bereichen wie Automatisierung oder E-Commerce engagiert haben, eine Gesamtrendite (TRS) von 47 %. Die Mitbewerber vergleichsweise lagen bei 27 %.
Also los! Digital Champions zur Hand nehmen und digital reifen!